Das Wort ward Fleisch und wohnte unter uns. Und wir sahen
seine Herrlichkeit.
Joh.1,14
Liebe Mitglieder und Freunde des DEK! Liebe Küsterinnen und
Küster!
Noch kürzer geht es wirklich nicht mehr. Die ganze Weihnachtsgeschichte auf
zwei kurze Sätze eingedampft. Dem Evangelisten Johannes sind die Umstände der
Geburt Jesu wohl nicht so wichtig. Ihm ist nur wichtig, dass Gott als Mensch
auf die Erde gekommen ist und als Mensch unter und mit den Menschen lebt. Das
drückt er in dem ersten Satz aus. Kurz und bündig, ohne Engel, ohne Stern, ohne
Könige oder Hirten. Auch ohne ein großes Halleluja oder eine Friedensbotschaft.
Einfach so: Gott kam und war da.
Und dann der zweite Satz: „Und wir sahen seine Herrlichkeit.“ Wirklich? Meint
Johannes das ernst oder ist das nur eine fromme Formel um der Geburt dieses
Kindes etwas Besonderes zu geben? Wer ist denn mit dem „wir“ gemeint? Wer soll
den die Herrlichkeit Gottes gesehen haben? Maria etwa, die in einem dreckigem
Viehstall ihr Kind zur Welt bringen musste? Die Hirten, die gezwungen waren mit
den Tieren auf dem Feld zu schlafen? Oder die drei reichen Männer aus dem
Ausland, die den Machtwille und die ganze Brutalität des örtlichen Königs
demonstriert bekamen?
Überraschender Weise: Ja! Alle diese Menschen, genau wie noch viele nach ihnen,
sahen oder spürten, die Herrlichkeit Gottes wenn sie mit Jesus in Kontakt
kamen. Sogar die Soldaten, die ihn Karfreitag auf Befehl der Obrigkeit
hinrichteten.
Gerade die Geburt Jesu bringt eben auch den Funken der
Herrlichkeit Gottes zum leuchten. Von Maria und den Hirten lesen wir (Lukas 2,
19+20) „Maria aber behielt alle diese Worte und bewegte sie in ihrem Herzen.
Und die Hirten kehrten wieder um, priesen und lobten Gott für alles, was sie
gehört und gesehen hatten, wie denn zu ihnen gesagt war.“ Auch die Sterndeuter
spürten Gottes Nähe: (Matthäus 2, 10+11) „ Da sie den Stern sahen, wurden sie
hocherfreut und gingen in das Haus und sahen das Kindlein mit Maria, seiner
Mutter, und fielen nieder und beteten es an und taten ihre Schätze auf ...“
„Und wir sahen seine Herrlichkeit.“
Durch die Verwendung des Wortes „wir“ wird der Kreis der Menschen, die Gottes
Herrlichkeit sehen, noch viel größer. Johannes hätte ja auch schreiben können:
Sie sahen seine Herrlichkeit. Er schreib aber: „Und wir sahen seine
Herrlichkeit.“ Mit dem „wir“ sind wir alle eben mit eingeschlossen. Wir – alle
Christen: Du und ich, sie und er. Eben wir alle.
Da kommen mir doch schon erhebliche Zweifel: Wann habe ich
denn schon mal etwas von Herrlichkeit Gottes gespürt? Wenn ich mich heute
realistisch in der Welt umschaue, dann sehe ich eher Schwarz. Ihr kennt selbst
die großen Probleme unserer Welt und die kleinkarierten, oftmals auch
absichtlich herbei geführten, Streitigkeiten der Menschen auch in unseren
Umfeld, auch in unseren Gemeinden. Genau in den kleineren und größeren grauen
Schatten oder dunklen Stellen in unserm alltäglichen Leben kommen plötzlich
Funken der Herrlichkeit Gottes zum aufleuchten. Wenn wir durch unsere Arbeit
als Küsterinnen oder Küster einer Familie einen Abschied von einem geliebten
Menschen erträglicher machen können. Oder wenn wir durch ein Gespräch jemanden
weiter helfen konnten. Oder wenn die Menschen durch einen Gottesdienst oder ein
gutes Konzert von ihrem stressigen Alltag Abstand gewinnen konnten. Immer dann
blitzt ein kleines Stück der Herrlichkeit Gottes durch unseren Dienst in der
Gemeinde auf. Nicht weil wir als Menschen so toll wären, sondern weil Gott uns
als Menschen braucht anderen immer wieder einen, wenn auch bescheidenen, Ausblick
auf die zukünftige Herrlichkeit Gottes zu geben. Denkt das nächstes Mal daran,
wenn sich jemand bei Euch für einen gelungenen Gottesdienst, ein wunderbares
Konzert oder vielleicht auch nur für die offene Kirche bedankt, in der er/sie
eine Kerze anzünden konnte: Die Menschen haben durch Eure Arbeit einen
Lichtschein von der Herrlichkeit Gottes wahrgenommen.
Im Namen des Vorstandes des DEK wünsche ich Euch schöne
Weihnachtstage und ein gutes, gesegnetes neues Jahr 2022.